Liebe Freunde des guten Geschmacks, in den letzten zwei Wochen war aus auf Food & Glut ruhiger als sonst. Und das hatte einen guten Grund. Ich war nämlich (dienstlich) auf Weltreise! Vier Kontinente, acht Städte, 40 200 Flugkilometer (170 km mehr als der Äquatorialumfang) – und das in nur fünf Tagen: Ach ja, preisgünstig soll es selbstverständlich auch noch sein, darum geht´s für die irrste Sightseeing-Tour des Jahres nur mit Billigfliegern um die Welt: für schlanke 1827 Euro, erst zwei Wochen vor Abflug gebucht! Also Holzklasse extra hart und super-eng. Und natürlich kein Hotel, denn dafür fehlt ja die Zeit. Zusammen mit meinem Kollegen Marcel Fröbe habe ich so mit mit meiner total verrückten Reise um die Welt einen Weltrekord aufgestellt! Das Video zur Reise findet Ihr übrigens am Ende des Artikels.
Die Idee war toll, die Planung dagegen erst mal mühsam. So ein Abenteuer gab´s halt nicht im Reisebüro, sondern musste Stück für Stück erarbeitet werden. Und dauert am Ende doppelt so lange wie die eigentliche Reise.
Und ich muss gestehen: man wird zur Umweltsau. Da ich am Rechner gar nicht so viele Tabs öffnen konnte, um die Flugpläne der Airlines aufzurufen, Strecken zu suchen und Flugzeiten abzugleichen, glühet der Drucker. Seitenweise rauschten Flugpläne heraus, wurden zusammengeklebt, ergänzt, zerrissen, wieder zusammengeflickt. Wo habe ich genügend Zeit für Sightseeing? Wie lange darf ein Stopover sein, damit die Zeit vor Ort nicht zu lang wird und ich im Fünf-Tage-Fenster bleibe?
Am Ende steht die Route: Berlin, Bukarest, Dubai, Bangkok, Singapur, Sydney, Honolulu, Las Vegas, Baltimore, Berlin.
Soweit die Planung. Die Buchung dagegen war voller Fallstricke. Ehe man sich versah, waren günstige Flüge teurer , in einem Fall tauchte ein Flug urplötzlich gar nicht mehr in den Flugplänen auf, war ausgebucht. Besonders blöd, wenn man schon die Flüge vorher fest gebucht hat. Umbuchen kostet richtig viel Geld, stornieren ist unmöglich.
Und dann waren da ja die kleinen Fallen beim Bezahlen.
Berlin – Bukarest 16,99 Euro.
Singapur – Sydney 120 Euro.
Honolulu – Las Vegas – unbezahlbar.
Denn Mastercard hatte bei so vielen Buchungen in verschiedenen Ländern erst mal meine Kreditkarte gesperrt… Allerdings zu Recht, es war eine Vorsichtsmaßnahme, weil bei dieser Art von Zahlungen häufig von Diebstahl der Karte ausgegangen wird.
Bei 1827 Euro war natürlich weder eine Sitzplatzreservierung noch ein Gepäckstück inbegriffen. Hätte bei der schnellsten Sightseeing-Tour der Welt auch keinen Sinn machen, darum wollte ich nur mit Handgepäck reisen. Aber schnell stellte ich fest: Handgepäck ist noch lange nicht gleich Handgepäck. Je nach Fluggesellschaft sind zwischen 7 Kilo (flydubai) und unbegrenzt (Southwest) bzw. Eine Größe von 55x40x20 cm (Ryanair) und 56x45x25 cm (WOW Air) erlaubt. Ein neuer Trolleyrucksack muss her, auf Ryanair-Maße gestutzt.
Damit hatte sich auch die Frage “was und wie viel nehme ich mit” fast erledigt. Drei Boxershorts, drei T-Shirts, drei Paar Socken, drei Hemden. Aspirin, Ibuprofen, ein Mittel gegen Durchfall, Desinfektionsmittel, Zahnpasta, Zahnbürste. Ladekabel für´s Handy und iPad, eine Powerbank und das wichtigste Utensil für die Flüge: eine stabile Nackenstütze. Pass, 400 US-Dollar, Tickets. Für mehr war nicht Platz.
Und so lief meine total verrückte Reise um die Welt:
► Tag 1: Mittwoch, 6.9. 7.15 Uhr hebe ich in Berlin-Schönefeld ab.
Mit einer Boeing 737 von Ryanair geht‘s nach Bukarest. Vor Ort haben wir nur drei Stunden Zeit, nach der Landung düsen wir mit dem Taxi zum Parlamentspalast, haben danach noch Zeit für einen Spaziergang durch die Altstadt und den Besuch eines griechisch-orthodoxen Klosters.
Um 14.40 Uhr geht es mit flydubai weiter nach Dubai.
Bei flydubai haben wir zwei Zentimeter Beinfreiheit mehr, eng ist‘s trotzdem – und an Schlaf ist nicht zu denken, es ist trubelig an Bord wie auf einem Basar. Die Passagiere stehen in den Gängen, die Kinder dürfen an ihren iPads spielen, ohne Kopfhörer aufzusetzen – furchtbar. Um 19.25 Uhr landen wir. Temperaturschock beim Verlassen des Terminals: 37 Grad am Abend! Wir entspannen auf der Rooftopbar Level 43, ich gönne mit ein Bier und ein paar Fleischspieße, genieße die Aussicht über Dubai bei Nacht.
► Tag 2: Donnerstag, 7.9. Doch um 2 Uhr ist ist es mit der Aussicht vorbei, denn in Dubai ist um 2 Uhr Sperrstunde und die Bürgersteige werden hochgeklappt. Wir fahren zum Jumeirah Emirates Tower Hotel, von dort sollen wir um 5 Uhr morgens zur Jeepsafari abgeholt werden. Wir schlafen zwei Stunden, dann startet unsere Tour durch die Wüste (man wird schlimmer seekrank als auf einem Schiff), die ich, ganz tourimäßig, mit einem Ritt auf einem Dromedar beende.
Danach überwinde ich meine Höhenangst, genieße in 452 Meter Höhe den Blick über die Stadt, auf der 124. Etage des Burj Khalifa.
Mittags geht‘s mit flydubai weiter nach Bangkok. Im Flieger habe ich eine Dreier-Reihe für mich, schlafe vier Stunden.
► Tag 3: Freitag, 8.9. Mit 30 Minuten Verspätung landen wir um 2.30 Uhr lokaler Zeit in Bangkok. Auch in der thailändischen Metropole ist ab 2 Uhr Sperrstunde, darum haben wir uns Unterstützung von den Thailand Reiseprofis geholt.
Stephan und Phatsie wissen, wo nachts noch etwas los ist und bringen uns erst mal zum Sampeng-Nightmarket. Es gibt gefüllte Teigtaschen mit Hackfleisch und Erdnüssen, dazu Thai-Tea. Auch am Flowermarket wird die ganze Nacht über gearbeitet und gekauft.
Im Morgengrauen genießen wir ein leckeres Frühstück auf der Terrasse des Hotels Riva Arun , mit sensationellem Blick auf den Wat Arun, den Tempel der Morgenröte.
Anschließend organisiert Stephan uns eine Fußmassage im Wat-Pho-Tempel, bevor wir zum Abschluss mit dem Longtailboat über den Chao Praya River heizen.
Zurück am Flughafen miete ich mir bei „Sleepbox“ für 30 Minuten ein Zimmer, dusche für acht Euro erstmals nach 46 Stunden Reisezeit. Mittags fliegen wir mit AirAsia weiter nach Singapur. Erster Stopp: Gardens by the Bay, Beine vertreten. Dann zum coolen Infinity-Pool in der 57. Etage des Marina Bay Sands, grandiose Aussicht und Singapore Sling!
Und am Newton Foodmarket gibt´s vor Abflug noch Black Pepper Crabs und Tiger Prawns – lecker!
► Tag 4: Samstag, 9.9.
Um 1.45 Uhr heben wir mit Flyscoot ab nach Sydney. Schon vor dem Start ratze ich ein, schlafe trotz Turbulenzen sechs Stunden. Nach der Landung bringt ein Taxi uns zum weltberühmten Opera House. Kurzer Blick auf die Harbour Bridge. Blauer Himmel, Sonnenschein, aber nur 15 Grad.
Noch schnell zum Paddys Markets, aber für Souvenirs ist eh kein Platz. Also ab zum Flughafen, mit Jetstar fliegen wir weiter nach Honolulu. Uber-Fahrer James fährt uns mit einem Tesla zum Waikiki Beach, ich esse ein traditionelles Shave Ice.
Dann Flug nach Las Vegas. Wieder überwinde ich meine Höhenangst, steige in den High Roller, das mit 167 Metern Höhe größte Riesenrad der Welt. Wir haben für 35 Dollar die Happy Hour gebucht, das bedeutet: Open Bar. Ich gönne mir zwei Gin Tonic und genieße die Aussicht über Las Vegas.
Highlight: Beim Automaten-Poker im Planet Hollywod gewinne ich mit einem Royal Flash tatsächlich 1000 Dollar!
► Tag 5: Sonntag, 10.9.
Bei Sonnenaufgang fliegen wir mit Southwest Airlines nach Baltimore, unserer letzten Station. Es ist ein sensationeller Flug.- Der Kapitän heißt Kirk (ok, mit Nachnamen Spangler), die Passagiere feuern uns an und applaudieren, vor dem Start darf ich mich sogar in das (ausgeschaltete) Triebwerk legen, Erinnerungsfotos schießen.
In Baltimore Blitz-Sightseeing-Tour zum Federal Hill Park, bevor wir mit WOWair mit Mini-Stopp über Reykjavik (Island) zurück nach Berlin düsen.
Fazit: Übermüdet, zwackender Rücken, dicke Füße, fehlendes Zeitgefühl. Aber das unfassbar tolle Gefühl, für so wenig Geld so viel von der Welt gesehen zu haben. Denn ein Ticket mit Linien-Carriern hätte für die Route mindestens doppelt so viel gekostet. Und noch am Flieger überreicht uns Olaf Kuchenbecker vom Rekordinstitut für Deutschland die Weltrekordurkunden.